Überblick über den ESG Risk Ratings Report 2023
Der Bericht "Supply Chain Environmental, Social and Governance (ESG) Risk Ratings" hat festgestellt, dass die westlichen Beschaffungsmärkte nicht mehr als risikoarm eingestuft werden.
- Der halbjährliche Risikobericht von ELEVATE stellt Daten aus jährlich 20.000 globalen Lieferantenaudits zusammen.
- Fast die Hälfte aller Beschaffungsländer wird nun als "hohes Risiko" für ESG-Verstöße in der Lieferkette eingestuft.
- Länder wie das Vereinigte Königreich, Deutschland, Portugal und Italien werden nun bei den kritischsten Formen von ESG-Verstößen in der Lieferkette als hochriskant eingestuft und weisen ein hohes Risiko für kritische Arbeitsindizes in der Lieferkette auf.
- US-Bundesstaaten wie Texas, Florida und New York haben jetzt ein höheres Risiko für Zwangsarbeit als Pakistan, Indien, Thailand und Indonesien.
Der Bericht "Supply Chain Environmental, Social and Governance (ESG) Risk Ratings" hat ergeben, dass die westlichen Beschaffungsmärkte nicht mehr als risikoarm eingestuft werden, wobei Zwangsarbeit als Hauptursache für ein steigendes Risiko identifiziert wurde. In Ländern wie dem Vereinigten Königreich und den USA besteht ein höheres Risiko für kritische Verstöße – zum Teil aufgrund der zunehmenden Ausbeutung ausländischer Wanderarbeiter.
Der von den Nachhaltigkeitsspezialisten von ELEVATE, einem Unternehmen von LRQA, veröffentlichte Bericht basiert auf 20.000 jährlich weltweit durchgeführten Lieferantenaudits mit mehr als 45 Millionen Datenpunkten aus Vor-Ort-Besuchen, die in der Datenanalyselösung EiQ von ELEVATE gesammelt wurden.
Die Daten zeigen, dass fast die Hälfte der Beschaffungsländer jetzt als "hohes Risiko" eingestuft wird. Das bedeutet, dass in dem Land mit höherer Wahrscheinlichkeit Risikoereignisse auftreten, die einen Verstoß gegen die ESG-Governance-Rahmenbedingungen der Lieferkette, einschließlich lokaler und internationaler Gesetze, darstellen. Dies kann von Anzeichen für Umweltzerstörung bis hin zum Einsatz von Kinderarbeit reichen.
Die Vereinigten Staaten verzeichneten einen Rückgang in allen wichtigen Arbeitsindizes und behielten insbesondere beim Index für Zwangsarbeit die Einstufung "hohes Risiko" bei. Staaten wie Texas, Florida und New York sind nun stärker von Zwangsarbeit bedroht als Pakistan, Indien, Thailand und Indonesien.
In Bezug auf ESG-Verstöße in der Lieferkette, die mit mehreren der kritischsten Formen von ESG-Verstößen verbunden sind - Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Vereinigungsfreiheit und lohnbezogene Verstöße - werden nun auch das Vereinigte Königreich, Deutschland, Portugal und Italien als "hohes Risiko" eingestuft. Im Vereinigten Königreich ist der Index für Zwangsarbeit im letzten Jahr um 58 % gesunken, was damit zusammenfiel, dass das Land Flüchtlinge, insbesondere aus der Ukraine, aufgenommen hat, die anfälliger für Zwangsarbeit sind.
Das derzeitige geopolitische, wirtschaftliche und gesetzgeberische Klima macht es für Unternehmen auf der ganzen Welt immer schwieriger, sich auf ESG-Risiken in ihren Lieferketten zu verlassen. Selbst die westlichen Märkte, die in der Vergangenheit ein geringeres Risiko aufwiesen, sind ins Rutschen geraten. Es ist nun klar, dass es nicht mehr ausreicht, die Produktion in Länder zu verlagern, von denen man früher dachte, sie seien 'sicher' vor unerhörten ESG-Risiken.
Systematische und proaktive Risikobewertung, -überwachung und -management in der Lieferkette sollten an allen Beschaffungsstandorten angewandt werden, um negative Auswirkungen auf das Geschäft und Störungen des Handels zu vermeiden.
Zentrale ESG-Risiken in globalen Lieferketten
Die Ergebnisse des ESG Risk Ratings Reports zeigen deutlich, dass Unternehmen heute mit einer Vielzahl kritischer ESG-Risiken in ihren Lieferketten konfrontiert sind. Besonders relevant sind Verstöße gegen grundlegende Arbeits- und Umweltstandards, die sowohl in klassischen Hochrisikoländern als auch zunehmend in westlichen Beschaffungsmärkten auftreten. Die Analyse aus über 20.000 globalen Lieferantenaudits macht sichtbar, welche Risikofelder am stärksten betroffen sind und wo Unternehmen besondere Aufmerksamkeit benötigen.
Zwangsarbeit
Zwangsarbeit ist weltweit eines der größten ESG-Risiken. Laut Bericht weisen Länder wie das Vereinigte Königreich und mehrere US-Bundesstaaten inzwischen ein höheres Risiko auf als Staaten wie Pakistan, Indien oder Thailand. Besonders betroffen sind Arbeitsmigrantinnen und -migranten, die vermehrt ausgebeutet werden.
Kinderarbeit
In vielen Beschaffungsländern bleibt Kinderarbeit ein strukturelles Risiko. Die Daten zeigen, dass das Risiko für schwerwiegende Verstöße steigt – auch in Regionen, die zuvor als stabil eingestuft wurden.
Verstöße gegen die Vereinigungsfreiheit
Die Einschränkung von Gewerkschaften und kollektiven Arbeitnehmerrechten gehört ebenfalls zu den kritischsten Formen von ESG-Verstößen. Der Bericht stuft mehrere europäische Länder erstmals als Hochrisikoregionen ein.
Lohnbezogene Verstöße
Fehlende oder unzureichende Lohnzahlungen sowie Verstöße gegen Mindestlohnbestimmungen treten zunehmend häufiger auf. Besonders in Ländern mit abnehmender Audit-Transparenz erschwert dies eine objektive Risikobewertung.
Gemeinsam zeigen diese Risikofaktoren, dass globale Lieferketten heute stärker denn je überwacht und bewertet werden müssen. Für Unternehmen bedeutet dies, ihre Beschaffungsstrategien anzupassen, Transparenz zu erhöhen und mit Lieferanten enger zusammenzuarbeiten, um ESG-Verstöße frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.
Das erhöhte Risiko bei der Beschaffung wird durch die abnehmende Transparenz bei den Prüfungen noch verstärkt. Länder wie Vietnam, Thailand, Indonesien, Indien, China und sogar Italien sind seit der Pandemie weniger transparent geworden, sodass die Prüfer nicht mehr in der Lage sind, auf genaue Informationen zuzugreifen und aus den Besuchen vor Ort Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Rückgang der Transparenz im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie hat es den Unternehmen erschwert, höhere Risikostufen zu steuern, da die Lieferanten in 50 Beschaffungsländern weniger transparent sind als im Vorjahr.
Transparenz ist der Schlüssel für Audits in der Lieferkette. Täuschung und die Weitergabe gefälschter Daten machen nicht nur Risikobewertungen unwirksam, sondern bedeuten auch, dass schwerwiegende Verstöße unentdeckt bleiben können.
Für den Aufbau widerstandsfähiger Lieferketten ist die Fähigkeit, Risiken zu erkennen, zu verwalten und zu mindern, unerlässlich. Durch verantwortungsvolle Beschaffungsprogramme und aufschlussreiche Daten können Unternehmen mit Lieferanten zusammenarbeiten, die die Beschaffungsanforderungen erfüllen können, die auch kritische ESG-Leistungen umfassen.